Köstlich und gesund: das Rittermahl

Badische Zeitung STEINEN (jabe). Ein Stück Kanonengurke gefällig oder ein Schluck Drachentrunk, ein Happen vom Gurkenkrokodil, oder doch eher ein wenig Armer Ritter?
In eine dampfend-duftende Burgküche verwandelte ein halbes Dutzend Nachwuchsritter und -ritterinnen mitsamt ihrer väterlichen Knappen unlängst die Schulküche im Steinener Meret-Oppenheim-Schulzentrum: Die VHS hatte Väter und Kinder zum Rittermahl geladen, und vor die gemeinsame Schlemmerei in der großen Tafelrunde – und eigentlich sogar in den Mittelpunkt des Projektes – hatte Küchenmeister-Kursleiterin Sabine Vogel nun mal das gemeinsame Kochen gestellt. Pünktlich um zehn also sind sieben Zweierteams zur Stelle, um sich gemeinsam höchst ritterlich in die Küchenschlacht zu stürzen. Im Nu ist ein halbes Dutzend unterschiedlicher Koch-, Back-, Knet- und Brutzelstationen im Vollbetrieb. Da wird abgemessen und geschält, gequirlt und gewirbelt, geschnippelt und geschafft. Nur keine falschen Hemmungen etwa heißt es beim Teigkneten: Zünftig rein in die Eier-Butter-Mehl-Pampe, kräftig kneten, und was anfangs noch zäh mehr an den Fingern als in der Schüssel klebt, wird bald zum geschmeidigen Teig für die Wappenkekse. Ausgerollt, ausgestochen, und mit Sonnenblumen- und Kürbiskernen das ganz eigene Familienwappen kreiert – so schön wie lecker! Etwas mehr Löffelspitzengefühl ist nebenan bei der Konstruktion der Gurkenkanone gefragt: Das Gurkenfleisch gehört aus der Schale gekratzt, auf dass ein ordentliches Kanonenrohr übrig bleibt; aufgebockt auf zwei Gurkenscheiben-Räder, ist das Gerät zum „Angriff“ parat. Fehlen nur noch die Kanonenkugeln – und tatsächlich: Was sich da wieder eins weiter an Gemüse-Quark-Teig zusammenbraut und anschließend in Kanonenkugelform der Pfanne angebraten wird, reicht für ein stattliches Munitionslager.

 

Und so geht es fort im Küchenrund: Unkompliziert und mit wenigen Zutaten, dafür mit um so mehr Spaß und Phantasie entsteht hier ein doch recht freundlich dreinblickendes Gurkenkrokodil, dort wird ein fruchtig-leckerer Drachentrunk zusammengebraut, und natürlich dürfen auch die „Armen Ritter“ als absolut passender Klassiker der unkomplizierten Küche nicht fehlen. Einfache Zutaten, einfache Zubereitung und einfaches Tafelgedeck (Finger reichen, wer’s unbedingt ganz vornehm mag, nimmt noch einen Teller dazu) – einfach ideal dazu geeignet, dass die Ritterlinge demnächst auch Zuhause einmal eine zünftige Tafelrunde veranstalten. Und überdies ist das ganze Menu auch noch unverschämt gesund:

Manch ein Element der zu Ritterzeiten zwangsläufig einfachen Küche wird auch auch in der bewussten Küche von heute großgeschrieben. Dinkelmehl als Grundstock für Brot und Plätzchen etwa. Sparsame Würzen. Viel Gemüse. Und ganz wenig Fleisch; heute genau genommen gar keins. Derlei Infohappen gibt es von Kursleiterin Sabine Vogel nebenbei, während die echten Happen sich nach und nach auf den Platten häufen. Teller um Platte fertiger Kreationen wandern in den Nebenraum auf die Rittertafel; eben dampft ein letztes Blech Fladenbrot am Fenster aus. Bevor’s jedoch an die große Völlerei geht, wird die Küche wieder blitzblank gewienert – Ordnung muss sein. Auch beim Essen zeigen sich die Jungritterinnen von heute gesitteter und ruhiger, womöglich aber immerhin ein wenig vergnügter als wohl Anno dazumal. Wohl bekommt’s!